Im Südtiroler Gasthaus

„Früher, da haben die Leute in der Trenser Wallfahrtskirche geheiratet. Das Brautpaar ist in der Früh mit dem Zug gekommen, hat bei uns die Werktagsschuhe eingestellt und der Opa und ich sind als Trauzeugen mit in die Kirche gegangen“. Das ist nur eine der Geschichten, die Zita, unsere Oma, uns immer von ihrer Zeit als Gastwirtin in der Post erzählt hat. Oder wie der Opa höchstpersönlich nach Kaltern in die Kellerei gefahren ist, um den Wein holen, natürlich nicht ohne ihn vorher sorgfältig verkostet zu haben…

Ein Gasthaus war immer schon ein ganz besonderer Ort, ein Treffpunkt, ein Platzl zum Sein für jeden, der dort einkehrt. Vor allem in Südtirol natürlich auch unweigerlich ein Ort, an dem Kulturen aufeinander treffen und zusammenkommen. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum wir, meine Schwester und ich, uns entschieden haben, wie unsere Oma und unsere Mama vor uns, Gastgeberinnen zu sein: Das Gasthaus ist für uns ein Raum, in dem noch echte Begegnung stattfindet, analog und menschlich, persönlich und herzlich. Das fühlt sich gut an – für den Gast und für uns.

Das Südtiroler Gasthaus ist eine Gemeinschaft von rund 30 Gasthäusern, die genau diese Gasthauskultur leben. Eine Marke, die es seit 10 Jahren gibt und wir von der Post sind seit mittlerweile 7 Jahren Teil dieser Gemeinschaft. Wir fühlen uns wohl in dieser Gruppe, es ist ein starkes Netz aus Mitgliedern, die sich gegenseitig unterstützen und sich tragen. Die Treffen der Gastwirtinnen und Gastwirte sind immer wieder fruchtbare Begegnungen, bei denen Erfahrungen ausgetauscht werden.

Es ist immer wieder spannend, wie unterschiedlich die einzelnen Häuser und Persönlichkeiten sind und wie ähnlich man sich trotzdem ist. Wir alle haben uns der Ursprünglichkeit verschrieben und sehen es als unseren Auftrag, unsere Kultur und die Südtiroler Küche als Teil unserer Persönlichkeit zu leben, weiterzuentwickeln und ins Morgen zu tragen. Gelebte Bräuche sind dabei genauso wichtig wie die Herkunft unserer Lebensmittel. Wir unterstützen lokale Kreisläufe, wir kaufen bei Bauern und Produzenten, die wir persönlich kennen und schätzen. Was geht, beziehen wir aus dem eigenen Garten. Wenn neben dem Kochen noch etwas Zeit bleibt, wird bei uns gebacken und eingekocht: frisches Brot, Kuchen, Säfte und Marmeladen. Hausgemacht schmeckt einfach immer noch am besten. Weil uns diese Werte verbinden im Südtiroler Gasthaus, weiß auch der Gast, was ihn erwartet und worauf er zählen kann.

Für Abwechslung sorgen nicht nur die unterschiedlichen Charaktere im Gasthaus, sondern auch die verschiedenen Aktionen, die das ganze Jahr über stattfinden:

So bestellt man im Winter den traditionellen Sonntagsbraten, genießt im Juni und Juli die vegetarischen Gerichte der Sommerfrische und taucht im Herbst schließlich ein in die Fülle der Erntedankspezialitäten.

Ein gutes Essen in herzlicher Atmosphäre ist und bleibt eben auch weiterhin modern, zeitgemäß und den Menschen wichtig. Das hatte unsere Oma schon immer vorhergesagt.