Wie alles begann…

„Eine Kirche, eine Handvoll Häuser, viel Natur, ein Platzl zum Sein…„ – etwas in dieser Art muss sich Thomas Benedikter, der Spezereihändler, gedacht haben, als er um 1820 in der Gegend um Maria Trens seine Gewürze und Delikatessen verkaufte. Und: „Hier möchte ich leben.“ Gut, dass ein Haus zum Verkauf stand, das er prompt erwarb. Und gut, dass sein Sohn Alois ein ebenso geschäftstüchtiges Näschen hatte wie sein Vater. Dank Alois Benedikter wurde das unscheinbare Gebäude nämlich Mitte des 19. Jahrhunderts zum Gasthaus umfunktioniert. Und damit nicht genug: die Brennerbahn stand kurz vor der Fertigstellung und Alois war der Meinung, diese Gelegenheit müsse man nutzen, die Freienfelder Gemeinden besser ans Weltgeschehen anzubinden. Er bemühte sich darum, in seinem Wirtshaus ein Postamt eröffnen zu dürfen, denn bis dato waren die nächsten Briefabgabestellen in Sterzing und Mittewald. Er erhielt die Genehmigung und die Gemeinde Trens damit um 1850 ein eigenes Postamt.

Um die Jahrhundertwende forderten die umliegenden Ortschaften eine Verlegung des Postamts ins zentraler gelegene Freienfeld. Alois und seine Frau Aloisia, Wirtshaustochter aus Mauls (Stafler), bauten also in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof im Jahre 1910 den Gasthof „Neue Post“ mit eigenen Postdiensträumlichkeiten. „Wenn aus einem was wird, wird er Wirt“ und eben Postmeister! Zur besseren Unterscheidung der beiden Wirtshäuser bekam die Post im Ortskern den (nicht sehr schmeichelnden) Beinamen „Alte“.

Die Söhne von Alois und Aloisia übernahmen die beiden Betriebe: Josef die „Neue Post“ in Freienfeld, Alfons, unser Großvater, mit seiner Frau Zita die „Alte Post“ in Trens. Die Nachkriegsjahre und das Leben unserer Großeltern waren geprägt durch viel früchtebringende Arbeit und wurden gekrönt durch die Geburt von ihren 4 Kindern.

Helene, die einzige Tochter der beiden und unsere Mutter, übernahm 1989 die „Alte Post“, die mit 22 Fremdenzimmern, einem gutbürgerlichen Restaurant und einer gemütlichen Gaststube bei allen gleichermaßen beliebt war. Auch sie, wie ihre Vorfahren mit einem geschickten Händchen gesegnet, was das wirtschaftliche Treiben mit Weitblick angeht, führte den Gasthof durch gute und weniger gute Jahre. Erweiterte, baute um und aus, stets neue Antworten auf die Frage suchend: Was kann ich meinen Gästen Gutes tun? Um die Jahrtausendwende, als der Umbau der Bar anstand und der Betrieb eine ganzheitliche Auffrischung erhielt, beschloss Helene, ihr Gasthaus künftig nur noch „Post“ zu nennen. Einige Jahre später wurde, aufgrund fehlender Nachfolge, die „Neue Post“ am Bahnhof geschlossen.

Und heute? Machen wir es so, wie unsere Vorfahren: meine Schwester Astrid und ich möchten das, was uns vertrauensvoll überlassen wird, unser Haus mit Geschichte(n), sorgfältig und voller Wertschätzung, in die Zukunft führen. Mit ein bisschen frischem Wind, ein bisschen was Neuem und mit dem, was wichtig ist und sich bewährt hat, im Heute lebend.
Eine Kirche, eine Handvoll Häuser, viel Natur – damals wie heute: ein Platzl zum Sein.

Wie alles begann